Oper
- Die Oper (ital. opera - Werk) ist ein szenisches Werk in mehreren Akten (meist 3-4); diese Akte entsprechen den Sätzen einer Sinfonie oder eines Konzertes. Der Akt wiederum gliedert sich in Rezitative oder Dialoge, Arien, Duette, Terzette, Quartette, etc., und Chöre. Dem Komponisten liegt bei dieser Kompositionsform ein Libretto (ital. Textbuch) vor, das er vertont. Der Handlung einer Oper kann ein literarischer Stoff zu Grunde liegen (z.B. Verdi: Macbeth, nach Shakespeare), es kann sich dahinter ein wahres Schicksal verbergen (veristische Oper; z.B. Leoncavallo: Pagliacci, Der Bajazzo) Auf jeden Fall spielt sich die Opernhandlung im weltlichen Bereich ab. Die Oper beginnt mit einer Ouvertüre; die einzelnen Akte werden gerne mit einem Vorspiel eingeleitet (z.B. Verdi: La Traviata). In manche Opern sind Ballettszenen (z.B. Verdi: Aida) eingearbeitet oder instrumentale Zwischenspiele (z.B. Franz Schmidt: Notre Dame)
- In der Epoche der Renaissance hat sich in Italien die Oper entwickelt aus den Maskenspielen, Madrigalkomödien und Mysterienspielen des Mittelalters. 1594 gab es erste Opernaufführungen. Die Oper Dafne von Jacopo Peri ging verloren; 1600 folgte seine Oper Euridice. Die eigentliche Geschichte der Oper beginnt erst 1607 mit der Uraufführung von Claudio Monteverdis Oper Orfeo in Mantua. Monteverdis Musik verleiht den Gestalten und Situationen der Oper ihren eigenen Charakter. In der Barockzeit wird die Oper zu dem, was sie heute ist: Jedermann kann öffentliche Opernaufführungen besuchen gegen ein Eintrittsgeld. Musikalisch tritt der virtuose Gesang in den Vordergrund, die Kehlfertigkeit der prima donna (erste Frau=erste Sängerin), des primo uomo (erster Mann=erster Sänger) oder des Kastraten (Sänger im 17./18. Jh., der in seiner Jugend kastriert=entmannt wurde, um seine Knabenstimme zu erhalten). Das eher auf einem Ton gesprochene Secco-Rezitativ wird verdrängt von einem ausdrucksvollen gesungenen Rezitativ rappresentativo. 1645 erobert die italienische Oper Paris, ab 1663 auch Wien, München, Dresden, London (durch Henry Purcell). Georg Friedrich Händel lebte in England und komponierte seine Opern im italienischen Stil. In Frankreich schuf Jean Baptiste Lully die französische Nationaloper. In Italien entstand im 18.Jh. die Opera buffa (=komische Oper), in Deutschland das Singspiel, in England die Ballad Operas, eine Art Bettleroper. Christoph Willibald Gluck versucht eine Opernreform, indem er wieder einführen möchte, dass Text und Musik der dramatischen Wahrheit dienen. Alles was sich bis jetzt entwickelt hatte, fand in Wolfgang Amadeus Mozart seine höchste Erfüllung: Die Enführung aus dem Serail (= heiteres Singspiel) / Die Hochzeit des Figaro (in italienischer Sprache=musikalische Komödie) / Don Giovanni (in italienischer Sprache=dramatische Oper) / Die Zauberflöte (=Volksoper). Einen absoluten Höhepunkt erlebt die Oper in der Romantik (19.Jh.). Carl Maria von Webers Freischütz zeigt ein Abbild des damaligen Bürgertums, eingebettet in Zauberreiche und Märchen-gestalten. In Albert Lortzings deutscher Spieloper spiegelt sich die Zeit des Biedermeier-Bürgertums. Richard Wagner wird wie Gluck zu einem weiteren Reformator der deutschen Oper. Er wollte sie erneut zum Musikdrama machen. Er träumte von einem Gesamtkunstwerk und schrieb so auch seine Libretti selbst. Wichtige Werke sind: Tannhäuser / Der fliegende Holländer / Der Ring des Nibelungen / das Bühnenweihfestspiel Parsifal. das nach Wagners Vorstellungen nur in Bayreuth aufgeführt werden sollte.Währenddessen hatte sich in Frankreich die Große Oper entwickelt. In der Oper Carmen von Georges Bizet verbinden sich komische und lyrische Oper. Italien indessen wandte sich der schön gesungenen Kantilene zu mit den Komponisten Vincenzo Bellini, Gaetano Donizetti, Gioacchino Rossini, Giuseppe Verdi (der Wagner Italiens), Giacomo Puccini. Ihre letzte Blütezeit erlebt die italienische Oper mit den veristischen Opern (der Inhalt ist eine wahre Geschichte) von Pietro Mascagni und Ruggiero Leoncavallo. Im Schaffen von Richard Strauss kündigt sich bereits der Übergang des schwelgenden spätromantischen Klangstils zur neuzeitlichen Atonalität an. Bedeutende Opern sind: Der Rosenkavalier (=musikalische Komödie) / Ariadne auf Naxos (heitere Komödie) / Elektra (musikalisches Drama). Im 20. Jahrhundert entdeckt die Zwöltontechnik auch das Opernschaffen. Vertreter hierfür sind z.B. Alban Berg (Wozzeck / Lulu), Luigi Dallapiccola (Die Gefangenen).
Quellenangaben: Ullstein Lexikon der Musik von Friedrich Herzfeld
Hörbeispiele:
Claudio Monteverdi: Orfeo
Georg Friedrich Händel: Arie aus dem dem Musikalischen Drama Ariodante
W.A.Mozart: Die Entführung aus dem Serail-Finale
Albert Lortzing: Singschule aus der Oper Zar und Zimmermann
Richard Wagner: Der fliegende Holländer
Georges Bizet: Habanera aus Carmen
Vincenzo Bellini: Duett aus der Oper Norma
Giuseppe Verdi: Vorspiel zum 3. Akt der Oper "La Traviata"
Ruggiero Leoncavallo: "Vesti la giubba"-Arie des Canio aus der Oper "I Pagliacci"
Pietro Mascagni: Intermezzo (Zwischenspiel) aus der Oper "Cavalleria Rusticana"
Richard Strauss: Szene aus der Oper Elektra
Alban Berg: Szene aus der Oper Lulu