Die Fugenform
- Die Fuge (lat. fuga, fugae - Flucht, Verbannung) ist mehrstimmig, und die am höchsten entwickelte Imitationsform, aber längst nicht so streng wie der Kanon. Vor allem Bach hat die Fugenform in seinem "Wohltemperierten Klavier" in allen Raffinessen voll ausgereizt. In der 1. Durchführung, der Exposition, wird das Fugenthema (Dux; lat. dux, ducis - Führer) in der Tonika vorgestellt und in der Dominante beantwortet (Comes; lat. comes, comitis - Begleiter/in, Gefährte/in). Manchmal sind zwischen dem Fugenthema und seiner Beantwortung ein paar verbindende Takte nötig; sie heißen Binnensatz (Satz innerhalb der Exposition). Unter der Antwort entwickelt sich ein Gegensatz. So genannte Zwischensätze leiten zu den jeweiligen Durchführungen über. Sie modulieren in die Tonart der nächsten Durchführung. Welche Tonarten verwendet werden ist nicht festgelegt, doch sollten es möglichst verwandte Tonarten sein wie Dominante, Subdominante oder eine Paralleltonart. Das Fugenthema wird durch sämtliche Stimmen geführt und mit Hilfe verschiedener Kompositionstechniken verändert und verarbeitet, eben "durchgeführt". Die Zwischensätze sind oftmals Sequenzen. Sie entwickeln das Thema weiter und besitzen eine besonders große Fähigkeit, in die folgende Tonart zu modulieren (Modulation ist das zielstrebige und harmonisch geordnete Gehen zu einer neuen Zieltonart). Nach der letzten Durchführung folgt der Schlusssatz, dessen Aufgabe es ist durch eine Kadenz zur Tonika und damit zum Ende der Fuge zu gelangen.
- Hier noch einige oft verwendete Kompositionstechniken zur Verarbeitung des Fugenthemas:
- Umkehrung, Krebs
- Vergrößerung (Augmentation)
- Verkleinerung (Diminution)
- Engführung
- Hier noch einige oft verwendete Kompositionstechniken zur Verarbeitung des Fugenthemas:
- Hat eine Fuge zwei selbständige Fugenthemen, die entweder getrennt oder gemeinsam durchgeführt werden, so spricht man von einer Doppelfuge.
- Bei der Tripelfuge werden drei Fugenthemen nacheinander eingeführt.
- Eine Fuge mit vier Fugenthemen nennt man eine Quadrupelfuge. Mozart hat am Schluss der Jupitersinfonie eine solche verarbeitet.
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Johann Sebastian Bach: Fuge Nr.9 E-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier Buch II
Quellenangabe: Anleitung zur Fugenkomposition von Hermann Grabner